Im Namen Hermann Sudermanns

Fünf Jahre Deutsche Schule in Klaipeda (dt. Memel) Litauen

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Anmoderationsvorschlag:

Die Geschichte der Stadt Klaipeda, die zu deutscher Zeit Memel hieß, ist über mehrere Jahrhunderte mit der deutschen Geschichte verbunden. Bis nach dem ersten Weltkrieg gehörte das Memelland zu Ostpreußen, dann zu Litauen, zur Sowjetunion und jetzt wieder zu Litauen. Bis heute gibt es in dem kleinen Gebiet nördlich des Flusses Nemunas, auf deutsch Memel, noch rund 4000 Deutsche, die zumeist als Kinder nach dem 2. Weltkrieg dort zurückblieben. Der Verein der Deutschen in Klaipeda (Memel) ist das Sprachrohr dieser Menschen, die sich mit der deutschen Sprache und Kultur verbunden fühlen. Am 1.September 1992 konnte der Verein gemeinsam mit dem litauischen Bildungsministerium endlich eine deutsche Schule eröffnen, zu der die Pläne bis weit in die Sowjetzeit reichten.

In diesem Jahr gibt es diese Schule nun bereits 5 Jahre und seit Anfang 1997 trägt sie auch einen Namen - Hermann Sudermann.

Susanne Lettenbauer über die Probleme, Schwierigkeiten und Fortschritte an der deutschen Schule im ehemaligen Memel:

BAND: A. Die Schule sieht aus wie jede andere im Neubaugebiet von Klaipeda...

E. "... (O-Ton) Aber die Schule wird leben...vier erste Klassen machen."

Skript

Im Namen Hermann Sudermanns

Fünf Jahre Deutsche Schule in Klaipeda (dt. Memel) Litauen

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Die Schule sieht aus wie jede andere im Neubaugebiet von Klaipeda, dem ehemaligen deutschen Memel.

Früher-Achtziger-Jahre-Stil, die Farbe abgeblättert und der Putz schon etwas älter, an einer breiten Straße gelegen und rings von anderen Schulen umgeben.

Inge Goy aus Hessen gehört seit Anfang des laufenden Schuljahres mit zu den Lehrern, die vom Bundesverwaltungsamt Köln nach Litauen entsandt wurden:

O-Ton: Ich wollte gern in ein Ostblockland...und ich wollte gerne. 2822-2843

Nun haben sie und die anderen drei Lehrerinnen mit ihren 85 Schülern und der Direktorin wirklich jeden Grund zum Feiern. Nach fünf Jahren das erste Mal:

O-Ton: Es gab solche Momente...nicht besonders schlechte Lehrer. 2752-2779

Doch die Direktorin Angele Klitiene kann jetzt aufatmen - seit Ende April ist der Kampf mit der katholischen Schule um das jetzige Gebäude entschieden. Die nunmehr acht Klassen haben für die kommenden Jahren endlich einen Speisesaal, ein Internat, Tanz-, Bastel- und Töpferräume.

Bisher waren sie immer nur Gäste in vier Räumen der Nachbarschule "Baltija", einer litauischen Schule mit erweitertem Deutschunterricht. Von dort war auch die Direktorin an die Deutsche Schule gewechselt...die einzige Lehrerin, die Deutsch studiert hat, aus dem Memelland kommt und bereit war auf ihr Gehalt als Studienrätin zu verzichten.

O-Ton: Ich glaube, es hat sich am Anfang keiner gemeldet...2512-

Der Initiator, der Deutsch-Litauische Kulturverband, der heutige Verein der Deutschen in Klaipeda, kann wirklich froh sein, diese Frau gefunden zu haben, denn mit der Eröffnung der Deutschen Schule am 1. September 1992 begannen es, schwierig zu werden:

O-Ton: Am Anfang war es ganz einfach...d.h. jeden Tag eine Stunde. 1501-1587

In diesem Schuljahr versuchen die Lehrer bereits in der 7. und 8.Klasse Mathematik und Physik auf deutsch zu lehren. Einzelne Begriffe der Fachsprache versuchten die Lehrer zu benutzen, scheiterten aber bislang an den Deutschkenntnissen der Schüler.

Deswegen haben die Direktorin gemeinsam mit den Eltern und Lehrern beschlossen, die Klassen in Gruppen zu teilen und mit 6-10 Stunden pro Woche einen individuelleren Unterricht zu gestalten.

Mit den begabten und fleißigen Schülern, die alles verstehen können, wollte Angele Klitiene sogar eine Arbeitsgemeinschaft deutsche Geschichte und Geografie in deutscher Sprache zum Leben erwecken:

O-Ton: Leider, leider...zum ersten Mal ist. 1390-1410

Das konkrete Deutschland der Vergangenheit oder Gegenwart ist weit weg in der Deutschen Schule. Hermann Sudermann gehört auch dazu, ein deutscher Schriftsteller der Jahrhunderwende, der im Memelland geboren wurde. Die Klassenbeste und ihr Nachbar aus der 7.Klasse:

O-Ton: nein haben das noch nicht gemacht...noch nicht gelesen. 0008-0030

0187-0220 Ich habe das Foto von ihm gesehen...kannte ihn nicht...

Und dann fügt er noch hinzu:

O-Ton: 0098-0150 Ich lese nicht deutsch...zu Hause nein.

Entsprechend einer Elternabstimmung trägt die Schule nun seit dem 1.Januar 1997 den Namen Hermann-Sudermann-Internatsschule. Sudermann siegte vor Bobrowski und der Königin Luise:

O-Ton: Bobrowski war für mich...ich habe noch mehr über Sudermann erfahren...auch von einer Mutter kam der Vorschlag...dorthin waren schon viele Klassen. 0343-0465

Die Entscheidung für Sudermann, einen Schriftsteller aus dem Gebiet, hängt eng zusammen mit dem Ziel der Deutschen Schule - näheres Kennenlernen des Memellandes, seiner Geschichte und seiner Menschen und Kultur. Dazu besuchen die Kinder das Museum des Memellandes, verschiedene regionale Ausstellungen und lernen die Tänze und Lieder ihrer memelländischen Vorfahren:

O-Ton: Alle Schüler, die zu uns kommen...wichtiger als die deutsche Sprache. 1774-1819

Die Direktorin Klitiene weiß, daß ihre Schule nie eine richtige deutsche Schule werden wird und kann. So hat sie ihre Schule und den Unterricht eingerichtet. Und mit dieser Einstellung sieht sie auch die deutschen Lehrer kommen und gehen, die meisten immer schon nach ein/zwei Jahren:

Eine dieser Lehrerinnen ist Inge Goy, die sich zwar gut eingelebt hat, aber auch nicht länger bleiben kann:

O-Ton: Nein, ich bleibe auch nicht länger...meinen Freund, den ich vermisse. 2950-3052

Die Direktorin mag trotz der vielen Schwierigkeiten nicht aufgeben. Sie glaubt fest an ihre Arbeit. Sie kann auch mittlerweile den Anschuldigungen von einigen Litauern, sie diene den Deutschen, mit Stolz entgegnen, daß die Geschichte immer von der Gegenwart gemacht wird, also nur durch uns geschrieben wird.

Es geht dieser Schule zwar nicht so wie den anderen Minderheitenschulen...:

O-Ton: Aber die Schule wird leben...vier erste Klassen machen. 1951-1968

Und mit diesen neuen Klassen könnte sich vielleicht auch das Verhältnis der Litauer zu den Deutschen entspannen, was nicht gerade leicht ist in diesem Neubaughetto der frühen achtziger Jahre.